Occupy the Internet war ursprünglich als Expertinnentalk im Anschluss an eine Vorstellung von „Feed the Troll“ gedacht, aufgrund der coronabedingten Verschiebung der Theaterproduktion wurde die Idee als mehrtägiges Online-Event unter der organisatorischen und kuratorischen Leitung von Klara Rabl umgesetzt.
In drei kostenlosen Onlineveranstaltungen (via Zoom) fand Austausch über Probleme und feministische Potentiale des Internet und sozialer Medien statt. Speakerinnen aus verschiedenen digitalen Arbeits- und Aktivismus-Bereichen diskutierten unter der Moderation von Klara Rabl miteinander und mit den Teilnehmer*innen.
Panel „Claim Your Webspace“
Im ersten Panel ging es darum, wie soziale Medien als Plattformen für feministische Anliegen genutzt werden können und welche Möglichkeiten und Gefahren die digitale „Selbstinszenierung“ (besonders für Frauen) bietet. Es diskutierten:
Beatrice Frasl ist Kulturwissenschafterin, Geschlechterforscherin und Aktivistin zu den Themenbereichen Feminismus, LGBTIQA+ und mentale Gesundheit. Sie lebt und arbeitet in Wien und im Internet. Seit 2017 macht Beatrice Podcasts, aktuell „She Who Persisted“ und „Große Töchter. Für futter (kleine zeitung) schreibt sie die Kolumne „Ent-Störungsbericht“ zum Thema psychische Gesundheit und Politik. Sie unterrichtet an der Universität, hält Workshops und Vorträge, publiziert akademisch und essayistisch im In-und Ausland.
Elisabeth Großschädl und Therese Kaiser sind die beiden Geschäftsführerinnen der P.riot GmbH. In den letzten 5 Jahren haben sie das RRRIOT Festival umgesetzt, um die Sichtbarkeit von Frauen* im Bereich Kunst, Kultur und Gesellschaft zu erhöhen und haben mit Business Riot seit 2015 eine Reihe von Events, die sich mit den Themen Arbeitsmarkt, Weiterbildung und Geschlecht befassen, veranstaltet. Wobei es uns nicht nur um Frauen* geht – sondern immer mehr, und vor allem auch im Kontext von Riot Media, um unterschiedlichste Diskriminierungsfelder, die rund um Geschlecht, Herkunft, (Aus)Bildung, sexuelle Orientierung, körperliche Einschränkungen, Alter uvm. entstehen. Im Jänner 2021 starten sie mit Period eine innovativen, rein digitalen Medienplattform: Zu vier Schwerpunkten im Jahr sollen in Zukunft umfassende Recherchen auf Riot Media veröffentlicht werden.
Constanze Euler ist seit 2003 als Journalistin tätig. Sie ist überzeugte Feministin und Anti-Rassistin. 2020 sah sie endgültig ein, dass sich diese Haltung mit einem Job in der österreichischen Medienwelt nicht vereinbaren lässt. Sie macht sich als Trainerin für „Medienkompetenz und Digital Literacy“ an Schulen und Einrichtungen zur Erwachsenenbildung selbständig. Als „Schreibtisch-Aktivistin“ gelingt es der 3-fachen Mutter Schulbuchverlage zu Änderungen sexistischer und rassistischer Inhalte zu bewegen.
Panel „Change the Web“
Im zweiten Panel haben wir über digitalen Aktivismus diskutiert – also über neue cyberfeministische Ansätze und Projekte, die versuchen soziodigitale Strukturen zu verändern und zu durchbrechen, indem sie unterwandert werden. Im Rahmen eines digitalen Workshop bzw. Hackathon konnten die Teilnehmerinnen durch unsere digitale Intervention Teil von „Feed the Troll“ werden. Es diskutierten:
Kim Chakraborty ist Online-Aktivistin im Bereich Feminismus und Politik. Mit ihrer Instagramseite @antiflirting2 macht sie seit 2019 auf sexuelle Belästigung im Internet aufmerksam. Außerdem ist sie die Regie- und Produktionsassistentin von „Feed the Troll“.
Dipl-Ing. Dr. Barbara Ondrisek, aka „Bot Mother“, ist eine enthusiastische Software Entwicklerin mit mehr als 18 Jahren Erfahrung. Gemeinsam mit anderen interdisziplinären Expert*innen hat sie die Chatbots Agency gegründet und mehrere erfolgreiche Chatbots entwickelt. Weiters organisiert sie Women And Code, eine non-profit Initiative, bei der Frauen* programmieren lernen können. Sie ist das Mastermind hinter dem Code von „Feed the Troll“.
Meike Kolck-Thudt (ZARA, schnellerkonter.at) Auf www.schnellerkonter.at können User*innen, die Hass im Netz erleben, schnell, einfach und kreativ selber Gegenrede produzieren. Die einzelnen Bausteine sind von Expert*innen ausgewählt.User*innen können anhand bewährter und wirkungsvoller Strategien ihre Interventionen individuell gestalten. Sie werden gestärkt und motiviert. Das führt zu weniger “Silencing”, weniger Rückzug von User*innen und zu mehr Zivilcourage im Internet. Das Webtool wurde von ZARA gemeinsam mit TUNNEL23 entwickelt.
Sarah Kerschhaggl studiert Politikwissenschaft und arbeitet als New Media Expert. Dabei erklärt sie vor allem soziokulturelle Aspekte des Internets — wie Hate- und Counterspeech, unter anderem für die Donau-Universität Krems, saferinternet.at oder die Caritas.
Sophie Achermann (Alliance F) leistet mit dem Projekt Stop Hate Speech Pionierarbeit im Kampf gegen digitale Hate Speech. Es startet den Versuch, mithilfe eines Algorithmus Hate Speech im Netz aufzuspüren. Gleichzeitig wird eine digitale Anlaufstelle geschaffen, wo sich Betroffene informieren können.
In einem Online-Workshop konnten Teilnehmerinnen schließlich gemeinsam mit Barbara Ondrisek und Klara Rabl die digitale Intervention des multimedialen Projekts „Feed the Troll“ kennenlernen und gemeinsam weiterentwickeln.
Die Veranstaltungen wurden von der MA 57 – Frauenservice der Stadt Wien gefördert